Baubericht Nicky Cole

 

Welcher Schiffsmodellbauer kennt diese Situation nicht – man sitzt bei schönstem Wetter am See und fährt gemütlich mit seinem Schiffchen. Doch plötzlich wird diese Ruhe entweder von einem selbst oder von einem Vereinskameraden mit folgendem Satz gestört: BERGUNGSEINSATZ – mein Schiff macht nix mehr !!!

Wie aufgescheuchte Hühner fahren alle zum havarierten Objekt – meist sind es Schlepper, Mehrzweckschiffe und Feuerlöschboote die herbei eilen um ihre Hilfe anzubieten oder über Bord gegangene Besatzungsmitglieder aufzunehmen.

Doch oftmals stellt sich heraus dass das sichere an Land bringen eines fahruntüchtigen Modells manchmal gar nicht so einfach ist. Auf Grund der Rumpfform, des Schwerpunktes der oft nicht in der Mitte liegt oder anderen Gegebenheiten sowie durch den relativ spitzen Bug der Schiffe die schieben wollen ist es gar nicht so leicht. Kommt dann noch etwas Strömung oder Wind dazu ist solch eine Aktion leicht eine Sache die einige Zeit dauern kann.

Genau solch eine Situation an unserem heimischen Teich veranlasste mich zur Überlegung wie ein optimales „Bergungsschiff“ für solche Einsätze aussehen könnte oder müsste.

Folgende Anforderungen stellte ich auf:

- möglichst geringer Tiefgang um auch im ufernahen Bereich eingreifen zu können

- eine breite möglichst variable Angriffsfläche zum bugsieren des havarierten

- hohe Wendigkeit um einem Wegrutschen des anderen Schiffes schnell entgegenwirken zu können

- eine einfache Schleppvorrichtung für längere Strecken

- eine Vorrichtung zum ziehen oder einhaken falls man nicht zum schieben ans Schiff   gelangt

Ziemlich viel Wünsche – dazu sollte es ein kleines Schiff sein dass schnell gebaut ist da ich eigentlich ein anderes Großprojekt in der Werft habe.

Meine ersten Gedanken fielen auf einen Umbau der bekannten DOLLY oder der LOTSE. Da diese Boote jedoch schon oft auf Gewässern zu sehen sind und auch nicht zu diesem Zeitpunkt billig zu bekommen waren schieden sie aus – ahh noch eine Anforderung – möglichst geringer Kostenaufwand

Beim stöbern in einer bekannten Internetauktionsplattform entdeckte ich dann einige Tage später auch schon das Objekt meiner Begierde und konnte dieses für gute 7 € auch eine Woche später mein Eigen nennen.

Es handelte sich um Rumpf und Deck eines russischen Feuerlöschbootmodells – mehr benötigte ich auch nicht. Dieser war von Hause aus für den Antrieb mit zwei Schrauben vorgesehen und besaß noch ein riesiges und hässliches Ruder. Ich entschied mich die Richtungsänderung über zwei von einander getrennten Motoren und nicht über das Ruder vorzunehmen. Eine gute Wahl wie sich später rausstellen sollte da allein die Lage des Ruders keine guten Lenkeigenschaften erzielt hätte.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Nach Erhalt wurde eine Seiten- und eine Draufsicht des Rumpfes erstellt um eine Grundlage für den nötigen Aufbau zu erhalten. Bei einem Maßstab von 1:50 ergab sich somit eine Größe die auch in Wirklichkeit ein gefälliges Aussehen hätte.

Beim Aufbau wurde 1mm Kunststoff verwendet – wenig Gewicht – leichte Verarbeitung. In Anlehnung an das Schiff RÜSTERSIEL entstand die Form des Aufbaus.

Aus der Restekiste wurde ein beweglicher und ausziehbarer Kran mit einem Angelhagen versehen und am Heck montiert.

An der Hinterwand wurde ein stabiler Schlepphaken verbaut.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Auch der gewünschte Schiebebock entstand. Zunächst in fester Form durch zwei stabile Prellböcke. Diese Konstruktion wurde später nach dem ersten Test noch verbessert indem noch jeweils ein weiterer Bock seitlich montiert wurde den man aber nochmals jeweils um 10cm ausziehen kann. Dadurch ist eine noch größere Auflagefläche vor allem bei größeren Schiffen geboten und auch das verschieben wird durch den längeren Hebel vereinfacht.

Die Lackierung entstand nach Wünschen meiner Frau – besser gesagt ich hatte ihr mehrere möglich Varianten aus dem Netz gezeigt und ihr gefiel diese am besten.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Hier gut zu sehen die Prellböcke in der ersten Version.

Die vorhandenen Schrauben wurden durch Vierblatt Messingschrauben mit hoher Steigung ersetzt und diese durch Biegen noch etwas verschärft. Daraus resultiert ein Pfahlzug von gut 500 Gramm. Genügend Kraft auch für verunglückte Schiffe die die 1m Marke überschreiten sollten.

Nachdem zwei stärkere Motoren mit getrennter Ansteuerung sowie alles nötige für nautische Beleuchtung, Arbeitsscheinwerfer und Stromversorgung verbaut war wurde noch etwas ausgeschmückt. Auch diese Ausschmückung wurde beim ersten Werftaufenthalt nach den ersten Tests noch etwas verfeinert wie noch zu sehen.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Auch im Verhältnis zu anderen Schiffen ein netter Anblick hier bei der ersten Testfahrt.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Ausgerüstet mit zusätzlichem Boot zum Übersetzen sowie einem Taucher für nötige Unterwassererkundungen oder Unterwasser Schweißarbeiten – der rote Balken vorne ist der ausziehbare Prellbock.

 

Baubericht Nicky Cole

 

Hier im ausgezogenen Zustand.

Nach einigen kleinen Verbesserungen ein gelungenes Objekt. Die Manövrierfähigkeit ist durch die Steuerung über zwei Motoren einfach genial wobei dies bei der sehr flachen Rumpfform auch nötig ist.

Ein Schiff was nicht jeder hat und auch schon einige Male genau für die Zwecke erfolgreich eingesetzt wurde für die es gebaut ist.

 

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